Der Samurai

Jakob ist Einzelgänger und Polizist in einem kleinen Ort an der polnischen Grenze, dessen Ruhe neuerdings von einem streunenden Wolf gestört wird. Als Jakob versucht, sich dem Wolf auf seine Weise zu nähern, lockt er jedoch auch etwas anderes in den Ort. Eines Abends erhält er einen Anruf und fährt zu einer Adresse, wo ihn ein fremder Mann in Frauenkleidern bereits zu erwarten scheint. Dieser verkörpert alles, was Jakob in dem kleinen Ort mit seiner Spießigkeit nicht sein darf und beginnt wenig später auch mit einem Samurai-Schwert das örtliche Gefüge empfindlich zu stören. Es beginnt ein ungleiches Katz- und Maus-Spiel und während Jakob gleichzeitig angewidert und fasziniert scheint, treibt es den jungen Polizisten mit jeder Konfrontation mit dem Unbekannten immer weiter in die Arme der Dunkelheit.
Hui, es gibt sie ja doch noch… die deutschen Filme, die sich nicht um so Dinge wie Kommerzialität, Zugänglichkeit und Zuschauererwartungen kümmern. „Der Samurai“ ist ein ungewöhnlicher Ausflug in die Abgründe der Menschen, der es auch dem Zuschauer nicht unbedingt leicht macht und sich auch einer näheren Erklärung verweigert. Das ist auch gut so, da der interessante Film so auch auf vielerlei Hinsicht zu interpretieren ist. Was verkörpert der Fremde, welche Rolle spielt der Wolf, was geschieht wirklich und was ist nur Wunschtraum eines Menschen, der mit seinem Leben nur vordergründig zufrieden scheint und seine dunkle Seite oder seine Sehnsüchte negiert? Das sind alles Themen, die hier auf spannende Weise aufgegriffen werden und den Zuschauer auffordern, sich selbst seine Gedanken zu dem Geschehen und den Hauptfiguren zu machen. Technisch und darstellerisch ist das auch größtenteils gelungen und irgendwie ist es schon wieder traurig, dass ein Werk wie „Der Samurai“ von einem deutschen Genre-Publikum nicht so wirklich wahrgenommen wird und in die Queer-Ecke gedrängt wird. Wer ruhig erzählte, sperrige Filme und das Schaffen von David Lynch mag, ist hier jedenfalls definitiv an der richtigen Adresse und sollte sich dieses dunkel schimmernde Juwel der deutschen Filmlandschaft nicht entgehen lassen. Tipp!