Einmal in der Nacht

„Einmal in der Nacht“ präsentiert in losen miteinander verwobenen Geschichten unterschiedlicher Laufzeit einsame Menschen und Kreaturen, die sich die nächtlichen Stunden mit exzentrischen Beschäftigungen vertreiben. Ein Mann liebt den Zirkus, ein anderer die Jagd, ein weiterer hat eine etwas seltsame Neigung zum Einäschern von Haustieren. Dazu kommt ein Baum mit suizidalen Tendenzen, der mit einem Karpfen befreundet ist, ein Musiker, der ein abgetrenntes Ohr findet und zwei Trinker, denen von einem Geist jeder Wunsch erfüllt wird.
Zweifelsfrei sehr bizarrer Puppen-Animationsfilm für Erwachsene, der nicht nur ohne Dialoge auskommt, sondern auch sehr seltsame Geschichten von Menschen in einer heruntergekommenen Großstadt zeigt. Dabei sind die Geschichten teils Momentaufnahmen, teils längere Geschichten, die von ihrem Geist etwas an die Filme von dem Franzosen Jean-Pierre Jeunet und die Animationsfilme von Tim Burton erinnern. Regisseur Jan Balej geht nicht minder exzentrisch zu Werke und präsentiert Verlierer, Kokser und Trinker und auch noch eine sehr schräge Geschichte von einem Baum, der mit einem Fisch befreundet ist und wieder Lebensfreude finden muss. Alles sehr ungewöhnlich und extravagant vom Figurendesign in Szene gesetzt und wer diese Art von Stop-Motion und Puppenanimation mag, bekommt hier einen sehr ungewöhnlichen und eigentlich sehr düsteren Vertreter präsentiert, der sich thematisch auch an ein erwachsenes Publikum richtet und bei der man wieder einmal aus dem Staunen nicht herauskommt. Zwar wirkt „Jedné noci v jednom meste“ schon wie eine Nummern-Revue bzw. Werkschau, aber das stört aufgrund der relativ kurzen Laufzeit von knapp 70 Minuten auch so überhaupt nicht.
Little from the fish shop

Die Familie der kleinen Meerjungfrau Malá ist vor einiger Zeit aus den Tiefen des Meeres in eine Hafenstadt bzw. Exil gezogen, wo die Fabelwesen das heruntergekommene Rotlichtviertel mit frischem Fisch aus ihrem Laden versorgen. Als Malá sechzehn wird, darf sie gemeinsam mit ihren älteren Schwestern den Fisch ausliefern und entdeckt mit staunenden Augen die multikulturelle Gegend und schäbigen Bars und verliebt sich ausgerechnet in den Zuhälter und Barbesitzer Gabor. Die Meerjungfrau wünscht sich daraufhin nichts sehnlicher als selbst ein Mensch zu werden und mit der Hilfe einer Meereshexe wird Malá zum Mensch, verlässt ihre Familie um mit Gabor zusammen zu sein und muss erkennen, dass manches Glück nur von kurzer Dauer ist…
Ganz großartiger, tschechischer Animationsfilm von Jan Balej, der die bekannte Geschichte der kleinen Meerjungfrau von Hans Christian Anderson in ein modernes Hafenviertel verlegt und dabei ein großes Herz für exzentrische Figuren und Settings beweist. Dennoch ist der Film eher weniger für jungen Erdenbewohner geeignet und die Story mit Prostituieren, Zuhältern und Trinkern richten sich auch an ein erwachsenes Publikum. Die Geschichte wird dabei mit wenigen Worten und einem Erzähler begleitet, während die Figuren in unverständlicher Kunstsprache miteinander kommunizieren. Das wunderbar in Szene gesetzte Hafenviertel erinnert dabei unschwer an die Landungsbrücken und an St. Pauli und präsentiert die eigentlich sehr traurige Geschichte über unerfüllte und unerfüllbare Wünsche in einem modernen und auch sehr extravaganten Look. Von den Figuren, über die Musik bis hin zu den Settings spürt man zu jeder Sekunde das Herzblut und unbändige Fantasie der Macher, dass hier eingeflossen ist. Schade, dass diese Art von Animationsfilm außerhalb von Tschechien kaum Beachtung findet, auch wenn es sich hier um eine europäische Koproduktion handelt, bei der auch deutsches Geld im Spiel war. „Little from the Fish Shop“ ist ein fantasievoller, wunderbarer Animationsfilm, dem man auch einen höheren Bekanntheitsgrad und vor allem eine deutsche VÖ wünschen würde.