Ich fand Singers Debut - zumal jetzt, im Nachgang - offenbar wesentlich anheimelnder und begeisterungswürdiger als mein mitschreibender Mitstreiter: Weder hat mich besonders das figuren- und stellenweise etwas "affektierte" Schauspiel unangenehm berührt noch die Tatsache, dass diese Dialoge figuren- und stellenweise quasi in "Zeitlupe" und ohne großartigen inhaltlichen Mehrwert ablaufen. Regelrecht verzückt hat mich indes, dass der Film tatsächlich auf 16mm gedreht worden ist, sowie, dass die Verantwortlichen aus einem Minimal-Budget - insgesamt "nur" acht Darsteller (wovon zwei, nämlich der Rezeptionist in der Klinik und der Barmann reine Requisiten sind), und insgesamt zwei Schauplätze (wovon einer im Grunde lediglich ein großer Raum mit ein paar Stühlen ist) - ein Maximum an Effekten herausgeholt haben. Was mich letztlich wirklich von den Füßen holte, ist eine der wohl unvergesslichsten Taxi-Szenen der Filmgeschichte: Vergesst NIGHT ON EARTH, TAXI DRIVER, TEHERAN TAXI oder Mario Bianchis SEX-TAXI! Der Versuchsaufbau ist folgender: Die offenkundig verwirrte und aus einem fahrenden Taxi gehüpfte Protagonistin soll von einem Psychologen hypnotisiert und dadurch in die Verfassung versetzt werden, den Grund für ihr ungewöhnliches Hüpfen preiszugeben. Ihr "Taxi" ist dabei ein bloßer Stuhl mit Rückspiegel, wobei jedoch das, was sich zunächst einzig in ihrem Kopf abspielt, mit der Zeit mehr und mehr die Diegese entert, d.h.: Wir als Zuschauer beginnen zu hören, was sie in ihrer Erinnerung hört, beginnen zu sehen, was sie sieht, wenn sie in den Rückspiegel guckt usw. Zusätzlich verkompliziert das Divergieren der Bild- und Ton-Ebene, dass Luz Spanisch spricht, ihr sie anleitende Hypnotiseur allerdings Deutsch, und für die Vermittlung ein Dolmetscher zuständig ist, den wir ebenfalls die ganze Zeit über simultan hin und her übersetzen hören. Hinzukommt die bereits von Arkadin erwähnte Kommissarin, die zusätzlich mit dem Hypnotiseur kommuniziert, oder aber, parallel zur sich akustisch/visuell entfaltenden "Geschichte", Anrufe bei ihren Kollegen tätigt: Haltet nach diesem oder jenem Indiz Ausschau etc. Das ist, was hochkomplexe Synchron-Asynchron-Spielchen mit sonorischen und piktoralen Film-Elementen angeht, durchaus nicht viel unter dem Niveau von Godard, nur eben deutlich unterhaltsamer, packender und ironischer. Ich werde mir diesen Film, sofern er denn eine Heimmedien-Auswertung erhält, zeitnah noch einmal gründlicher besehen!
(Ach ja, die in der von Jogi zitierte Notiz, nach der LUZ bis ins Mark vom Giallo-Kino inspiriert sei, kann ich so nicht unterschreiben. Mit seinen feinen Okkult-Horror-Spritzern, seiner konsequenten 80er Optik und der mäandernden Erzählstruktur wäre die erste Referenz, die mir für LUZ einfallen würde, wohl eher Lamberto statt Mario Bava.