von buxtebrawler » 16. Jul 2011, 00:03
„Wir sollten sie rädern und mit Knüppeln aus der Stadt jagen!“ – „Oh, bloß nicht, das könnte ihr Vergnügen bereiten!“
Die gute Elvira alias Cassandra Peterson spielt in dieser Endachtziger-US-Horrorkomödie von Regisseur James Signorelli quasi sich selbst – die Moderatorin einer TV-Sendung, in deren Rahmen sie Horrorfilme ansagt. So beginnt der Film mit einer Vorführung des B-Heulers „It Conquered The World“ mitsamt Originalausschnitten, doch im Anschluss verliert Elvira, diese schillernde Nachtgestalt im schrillen Gothic-Outfit und mit einer beachtlichen Oberweite ausgestattet, ihren Job. Für die Umsetzung ihrer angepeilten Las-Vegas-Show fehlt ihr das nötige Kleingeld, doch unverhofft wird sie Erbin ihrer verstorbenen Tante und somit wenig stolze Hunde-, Villen- und Kochbuch-Besitzerin in einem miesen, frommen Kaff. Doch Onkel Vinnie ist hinter dem Kochbuch her, das ein Elvira noch unbekanntes Geheimnis enthält...
„Elvira“ ist einerseits eine typische US-Komödie, die von ihren klischeehaften, stark überzeichneten Charakteren lebt, aber auch eine selbstironische Hommage an das Horrorgenre und den mit ihm verbundenen Kult, der nicht zuletzt zur Kunstfigur der Elvira geführt hat, die sich hier permanent selbst auf die Schippe nimmt. Gleichzeitig haben wir es ferner mit einer plakativen Abrechnung mit bigotten, spießigen, moralistischen Hinterwäldlern zu tun. Wortwitz und Situationskomik sorgen neben den zahlreichen Genrezitaten (und Ausschnitten, beispielsweise auf dem „Angriff der Killertomaten“), die sich eher an Kenner der Materie wenden, für Unterhaltung, nicht zu vergessen natürlich auch die ordentliche Prise Erotik, die Elvira mitbringt, allerdings ohne sich zu entblößen.
Mit seinem fingierten Blick hinter die Kulissen von Elviras Horrorshow und vielen frechen Sprüchen beginnt „Elvira“ sehr stark, flacht dann aber leider etwas ab und kann das Niveau nicht dauerhaft halten. So richtig unlustig-doof wird’s bei aller Albernheit aber nie – dafür macht es zuviel Spaß, Elvira dabei zuzusehen, wie sie das Dorf gehörig durcheinanderwirbelt, die Teenager um sich schart und sich mit Bob (trotz Muskelmasse eher unauffällig: Daniel Greene) als einzigem Bewohner anfreundet. Das hat alles seinen naiv-anarchischen Charme und ist dabei zudem herrlich 80er, so dass Freunde der Dekade vollends befriedigt werden sollten. Einige dafür typische Spezialeffekte runden das Potpourri entsprechend ab. Ob das oberkitschige Ende nach versuchter Hexenverbrennung Elviras als Parodie auf Spielberg & Co. gemeint war?
Bei allen Schlüpfrigkeiten und trotz des Horroranteils wird „Elvira“ nie wirklich familienuntauglich, aber wie sagte sie schon ganz richtig: “Da ist ja nichts Schlimmes dran, an diesen jugendfreien Filmen – solange genug Sex und Gewalt drin ist.“
In den USA Kult, hierzulande ein lohnender Geheimtipp!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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